Seit meinem letzten
Blogeintrag ist schon eine ganze Weile vergangen...
Angekommen
in Kpalimé, haben wir weitere zwei Wochen mit ASTOVOT verbracht, unterteilt in
Seminar und Workcamp. Es war eine schöne Zeit mit den Freiwilligen, geprägt von
viel tranquillité. Während des Workcamps haben wir die Latrinen in einer örtlichen
Schule gestrichen und mit Bildern zum Thema Hygiene bemalt. Die Abende ließen wir in diversen Bars und Clubs ausklingen. (Ja, man kann hier auch
feiern gehen.)
Von der Deutschen
Botschaft in Lomé wurden wir zu einem Empfang eingeladen. Der Minibus wurde mit
unserer Gruppe von ca. 20 Personen bepackt und los ging es nach Lomé. Der
Hauptgrund weswegen wir den Weg nach Lomé für nur einen Abend auf uns nahmen
war sicherlich nicht zuletzt deutsches Essen. Umso größer war die Enttäuschung.
Das Essen war lecker, aber eine gute Schnitte mit Käse wäre schon was gewesen! Die
Botschaft kam mir wie eine bizarre Parallelwelt vor. Von der staubigen und
leider auch dreckigen Strandstrasse biegt man in einen Park mit grünem Rasen,
Schwimmbad und Rosenseife auf den Toiletten mit fließend Wasser ab. Es ist
nicht so, als ob es nirgendwo sonst in Togo fließend Wasser oder Toiletten mit
Spülung gibt, aber ich habe mich schnell an die bunten Plastikeimer zum spülen gewöhnt,
weswegen mir der Luxus hier leicht komisch vorkam. Sonst war es ein netter
Abend und wir haben verschiedenste Menschen kennengelernt die, warum auch immer, längere Zeit in Togo verbringen. Zurück in den Minibus, zurück nach Kpalimé,
zurück in die Realität.
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Der Markt |
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Auf dem Markt |
Am nächsten Tag
sind wir auf den großen Wochenmarkt gegangen. In Kpalimé gibt es eigentlich
jeden Tag einen Markt, aber zwei Mal die Woche kommen Familien aus der Gegend
und bieten ihre Produkte an. Wer mich gut kennt weiß, dass ich auf einem Markt
mit BIO-Obst in Massen im Paradies bin! Fast jede Familie hier hält Ziegen und
Hühner für den Eigenbedarf, viele haben auch noch ein kleines Feld oder
zumindest Pflanzen im Hof stehen. Was darüber hinaus produziert wird verkaufen
sie auf dem Markt. Pestizide werden so gut wie gar nicht verwendet und das
schmeckt man auch. Auf dem Rückweg haben wir an einer togolesischen Trinkhalle
angehalten. Eine Frau hat uns ihr alkoholisches Gebräu in großen Fruchtschalen
angeboten. Es hat ziemlich unangenehm gerochen und auch ähnlich geschmeckt. Da
wir noch nicht wussten was wir überhaupt vor uns hatten, waren alle leicht
skeptisch. Erleichtert erfuhren wir, dass es sich lediglich um Hirsebier
handelte. So ungefähr muss Apfelwein Nicht-Hessen vorkommen.
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Die Freiwilligengruppe |
Später
in der Woche brachen wir morgens zu einer Wanderung auf. Alle paar Meter
hielten Motofahrer an und fragten uns wohin wir wollten. Sie konnten nicht
verstehen, weswegen wir freiwillig und nur zum Spaß in der Hitze durch die
Berge liefen. Der Weg hat sich jedoch gelohnt. Die Landschaft ist so
wunderschön! Wir liefen durch den Tropenwald, vorbei an Wasserfällen, mit einer
wunderschönen Aussicht über Togo.
Ich hatte zwar
schon die ganze Woche Magen-Darm Probleme gehabt, aber der Tag gab mir den
Rest. Am Abend wurden meine Bauchkrämpfe und andere Probleme so schlimm, dass
ich ins Krankenhaus musste. Kein großer Spaß, weder in Deutschland und schon
gar nicht hier. Was nicht daran liegt, dass das Krankenhaus den Afrika-clicheés
entspricht, sondern, dass ich mich mit meinen Französisch Kenntnissen kaum
mitteilen konnte. Im Krankenhaus kam ich erst einmal an den Tropf und nach
weiteren Injektionen, von denen ich nicht wirklich weiß was ich überhaupt
bekommen habe, ging es mir in den nächsten Tagen wieder besser.
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Beim Fufu stampfen |
Zum Abschluss war
ein Journée Europaen und ein Journée African geplant. Die Vorbereitungen für
den Tag fingen schon lange vorher an. Die letzten Tage war eine Ziege, alias
„le petit Monsieur“, in unserem Garten angebunden gewesen. Zu beginn rief das blöckende
Geschöpf noch Mitleid hervor, aber schon nach der ersten Nacht ging uns sein
permanentes Geblöcke doch sehr auf die Nerven. Am Morgen des großen Tages war
es ungewöhnlich leise im Hof... Zu Mittag gab es Ziege, aus biologischer und
tiergerechter Haltung mit Fufu, einem klebrigen Brei aus Yams-Wurzeln.
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"Le petit Monsieur" |
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Fufu mit Ziege und Sachet
(kleine Plastiksäcke mit Trinkwasser)
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Das
Essen war köstlich! Zum Nachbrennen kam selbst gebrannter Togo Gin auf den
Tisch, der dazu führte, dass wir schon am Nachmittag auf der Terrasse zu Toofan
tanzten. Abends gingen wir zusammen zum Trommeln und Tanzen. Die großen
Holztrommeln, dzimbé, sind mit Ziegenleder bezogen und werden Gesängen auf Ewe
begleitet. Es war ein schöner Abend und ich freue mich schon auf den Ewe und
Trommelkurs, den ich demnächst regelmäßig besuchen werde. Am nächsten Tag sind
wir bei unseren Gastfamilien eingezogen. Ich wohne bei den Tatrabors. Maman
Regine, Papa Frank, mein Gastbruder Francis, 15, mein Gastcousin, der seine
Semsterferien hier verbringt und Ami, die Haushaltshilfe. Wir wohnen am Rand
von Kpalimé. Zum Hof gehören vier Ziegen, ein Hund, der ich erst gestern in
einem Verschlag entdeckt habe, drei große Mangobäume und Palmen, von denen wir
auch schon Kokosnüsse geerntet haben. Wir haben einen Brunnen direkt auf dem
Hof, deshalb ist fließendes Wasser auch nicht nötig. Mit den bunten
Plastikeimern lässt es sich gut duschen und nebenher auch noch Wasser sparen.
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Eine Stoffhändlerin auf dem Markt, Pagnestand |
Als ich für mein Jahr
in Togo gepackt habe, hatte ich nicht wirklich realisiert, dass ich jetzt für
ein Jahr weg gehen würde. Deshalb habe ich auch einiges vergessen, zum Beispiel
ein Bettlacken. Ich hatte schon vergeblich versucht einen Laden für Bettwäsche
zu finden. Ich habe meine Gastmutter gefragt und wir sind zusammen auf den
Markt gefahren. Letztendlich sind wir zu einem der Stände gegangen die haufenweise
Altkleider anbietet. Es gibt einen Haufen für T-Shirts, für Hosen, für
Unterwäsche, für Handtücher und eben auch für Bettwäsche. Wer von euch hat in
der letzten Zeit ein großes, weißes Leinenbettlacken zur Altkleidersammlung
gebracht? Ich habe es mit Chlor gewaschen und benutze es jetzt. In Deutschland
wir es oft dargestellt als ob die Altkleiderspende an notleidende Afrikaner in
Krisen gebieten geht. Dem ist leider nicht so. Zum einen, weil nur 5% der
Afrikaner in einem Krisengebiet leben, zum anderen weil es sich schlicht um ein
Geschäft handelt, mit kommerziellem Hintergrund sowohl in Deutschland, als auch
hier. Kpalimé befindet sich an jeder Ecke ein Stoffhändler und ein Schneider
ist auch nicht weit. Wer keine Altkleider ersteht, kauft sich einen Stoff und
gibt diesen zum Schneider um sich seine Kleider schneidern zu lassen. Daran
verdienen die Familien der Stoffhändler, die Familien der Schneider und viele
Zwischenhändler. An dem Handel von Altkleiderspenden verdienen viel weniger
Menschen. Da es sich um Spenden handelt, haben Händler regionaler Ware einen
erheblichen Wettbewerbsnachteil. Ich habe mir hier schon eine Hose und eine
Bluse schneidern lassen. Wenn der Westen den regionalen Markt mit seinen
Kleiderspenden nicht kaputt macht, hat Afrika, hier eben Togo, seine eigene
Textilindustrie. Hier ist niemand auf Kleiderspenden angewiesen. (Leider habe
ich bis jetzt nur bei den Altkleidern ein Bettlacken gefunden. Ein neues und
regionales Produkt wäre mir sehr viel lieber gewesen!) Ähnlich verhält es sich
mit vielen Dingen, zum Beispiel Moskitonetze. Das Moskitonetz in meinem Zimmer
ist gesponsert von Unicef. Auch wenn man in der Apotheke ein neues kauft
prangert das Logo von der GTZ darauf und fabriziert sind sie auch nicht in
Afrika. Meine Gastfamilie könnte sich locker mehrere Moskitonetze leisten, ohne
sie von Hilfsorganisationen geschenkt zu bekommen. Ich denke dies gilt für die
gesamte Mittelschicht. Es ist mir klar, dass es wichtig ist, dass sich jeder
ein Moskitonetz leisten kann, aber warum subventioniert man nicht afrikanische
Hersteller?
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Francis, mein Gastbruder, bei der Kokosnussernte |
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Mein Gastcousin |
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Mein Gastvater |
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Kokosnussernte |
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Die Küche mit Brunnen und Kochstelle |
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Mein Zimmer |
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Der Hof |
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Die Terrasse |
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Blick über Kpalimé |
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Straße in Kpalimé |
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Tropenwald |
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Wasserfall Womé |
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"Yoyo, Yovo... Ca va??" (Weißer, weißer wie gehts?) |
So genug Geschwafel! Morgen fängt mein Einsatz bei ENVOL an. Ich freue mich schon endlich mit der „Arbeit“ anzufangen.
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